
Manchmal hätt ich gern so einen kleinen DeLorean mit eingebauter Zeitmaschine (für die jüngeren unter euch: googelt mal Zurück in die Zukunft). Dann würd ich mal schnell in die Vergangenheit flitzen und mir Tulln während der Römerzeit anschauen. Oder mal kurz bei Oma & Opa vorbeischauen, als die noch Teenager waren 😊. Mangels Zeitflitzermaschine kann man aber auch anders in der Vergangenheit stöbern. Seit kurzem gibt es nämlich die Topothek Tulln. Und weil ich immer wieder mit Leuten plaudere, die die Topothek nicht kennen, stell ich sie heut hier einfach mal vor.
Opas Tulln …
Umso älter ich werd, umso interessanter finde ich die Vergangenheit der Stadt und ich würd die Orte aus Opas Erzählungen manchmal gern aufsuchen. Wie z.B. das Schwimmbad in der Jahnstraße, in dem er als Junge gern war. Als er mir das vor zig Jahren erzählte, dachte ich erst mal, Opa hat vielleicht aufgrund seines Alters was durcheinander gebracht. Aber hey – 30 Jahre später die Erkenntnis: Es gab tatsächlich ein Schwimmbad, gespeist durch den Mühlbach. Ich kann euer Gehirn jetzt direkt knattern hören 😂: Wo ist in Tulln denn bitteschön ein Mühlbach?
Genau kann ich es auch nicht sagen. Bin noch am Suchen in den Büchern. Aber es gab den Bach tatsächlich (hab Beweisfoto im Buch “Tullner Fotonostalgie” gefunden) irgendwo bei der Bahnhofstraße und laut Opas Angaben sollte das Schwimmbad ungefähr beim Kreisverkehr / Einfahrt zur Rosenarcade gewesen sein. Der Mühlbach muss logischerweise in unmittelbarer Nähe gewesen sein.
Heutzutage ist vom Bad keine Spur mehr und es wird an dieser Stelle nicht mehr gepritschelt. Obwohl – eigentlich doch noch ein bisserl. Denn aktuell befindet sich statt des Freibads ein Gebäude an dieser Adresse, in dem fröhlich gepritschelt wird, wenn’s bei den Kunden ans Waschen / Schneiden / Föhnen geht. Übrigens ist da gleich ums Eck die Mühlbachgasse (jetzt wissen wir also auch warum die so heißt). Wo der Bach zwischenzeitlich hingekommen ist, wär allerdings auch hochgradig interessant 🧐.
Seit ich mich mehr mit der Geschichte Tullns beschäftige und mittlerweile stolze Besitzerin von drei Tulln Büchern bin, ergeben die Dinge, die Opa erzählte, mehr Sinn. Und mit der Topothek finde ich jetzt noch viel mehr Bilder, die mir “sein” Tulln auch bildhaft zeigen 😊.
Zum Beispiel den großen Eisstoß, den er öfters mal erwähnte. Die Bilder davon sind wirklich faszinierend. In Zeiten, in denen wir die Tage zum Rodeln oder Schneemann-Bauen an einer Hand abzählen können, kaum vorstellbar, dass die Donau ein einziger Eisberg war.
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Eines meiner Tulln-Bücher: “Tulln – Momente einer Stadt”. Besonders spannend finde ich ja, wenn man in einem Buch blättert und die Orte, über die berichtet wird, auch persönlich kennt. Mein Buchtipp für die alteingesessenen genauso wie für die Neo-Tullner 😊.
Erhältlich ist das 496 Seiten starke Buch übrigens im Bürgerservice des Rathauses Tulln, im Stadtmuseum Tulln, im Sport- und Familienbad „Donausplash“, der Stadtbücherei Tulln, im Kral Verlag und im gut sortierten Buchhandel.
Was genau ist die Topothek
Die Topothek ist eine Plattform, auf der Fotos, Videos, Illustrationen etc. mit Bezug “Tulln” samt den Katastralgemeinden hochgeladen werden können. So kann der Wandel der Stadt und der Ortschaften über Jahrzehnte hinweg für die Nachwelt festgehalten werden. Und dabei auch gleich so neugierige Nasen wie mich mit Eindrücken aus vergangenen Zeiten beglücken. Online ist die Tullner Topothek erst seit kurzem. Nämlich seit Jänner 2025.
Für fleißige Hobby-Historiker ist die Topothek echt eine Fundgrube an alten Aufnahmen. Ich erwisch mich auch immer wieder dabei, die Bilder genau zu checken und vielleicht zufällig Verwandte zu erspähen. Vielleicht irgendwo mal Oma, Opa oder sogar Mamschi in jungen Jahren zu sichten. Wer weiß, die Topothek ist ja eine stetig wachsende Plattform. Ist nicht auszuschließen, dass ich da irgendwann fündig werd.
Manche der Fotos sind gut beschrieben, manchmal sogar mit Namen der abgebildeten Damen und Herren. Teilweise fehlen aber Infos und da wäre etwas Hilfe von euch fein. Bei den Bildern findet man die Möglichkeit, die fehlenden Infos zu ergänzen. Also schnappt eure Omas, Opas, Erbtanten und alte Nachbarn, um mit ihrem Wissen das digitale Tullner Geschichtsbuch zu ergänzen.
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Warum Sightseeing denn nur in Paris, Rom oder London? Geht doch auch ganz easy hier bei uns 😊. Denn mit den Tullner Guides könnt ihr ganz neue Seiten von Tulln entdecken. Da hab sogar ich als “Eingeborene” noch einiges dazu gelernt. Entdeckt Schiele-Fakten, Spannendes rund um die alte Stadtmauer oder schaut euch den Karner mal von innen an.
HIER geht’s zur Website mit der Übersicht, wann welche Führungen zu welchen Themen angeboten werden und natürlich den Kontaktdaten der Guides.
Du findest das Thema super spannend und verfügst über ein bisschen Zeit? Dann wäre man in der Topothek sehr erfreut, wenn sich noch ein paar weitere ehrenamtliche Mitarbeiter finden würden. Gern auch aus den Katastralgemeinden. Da gibt’s bestimmt auch noch alte Fotos in den Laden bei älteren Herrschaften.
Die Treffen der Topothek-Hüter finden noch relativ unregelmäßig statt. Für den Herbst ist aber eine öffentliche Veranstaltung geplant. Falls ihr aber schon jetzt wisst, dass das genau euer Ding ist und ihr mithelfen wollt, dann gibt’s an dieser Stelle gleich mal den Link zur Topothek. Dort findet ihr die Mail-Adresse bzw. Kontaktdaten vom Topothekar Franz Schmid.
Wenn ihr generell an Geschichte interessiert seid, dann kann ich euch wirklich eine Stadtführung mit Guide (da haben wir einige in Tulln) ans Herz legen. Die professionellen Fremdenführerinnen kennen Tulln wie ihre Westentasche. Zum einen gibt es klassische Tulln-Führungen mit Besichtigung des Karners (an Sonntagen). Zum anderen finden freitags Themen-Spaziergänge statt. HIER geht’s zu den Terminen und weiteren Infos.

Da ich ja hauptsächlich über Dinge schreibe, die ich auch selbst ausprobiere, wird es euch nicht überraschen, dass ich auch schon bei drei Führungen mit an Bord war (Könnt ihr HIER lesen). Ja – ich war wirklich mehrmals dabei. Nicht, weil ich mir nix merken kann, sondern weil jedes Jahr andere Themen zum Besten gegeben werden. Ging es voriges Jahr noch um Tulln’s Frauenzimmer stehen heuer Märchen-Spaziergänge, Egon Schiele und eine Führung mit spannenden Fakten rund um die alte Stadtmauer am Programm (voraussichtlich im August).
Ich würd mich echt freuen, wenn nun der/die eine oder andere alte Fotoalben durchstöbert und weiteres Bildmaterial für die Topothek zur Verfügung stellt. Denn dann gäbe es für mich bald wieder einen Grund, in der Topothek Ausschau nach Bildern zu Opas Erzählungen zu halten …
Liebe Grüße und macht’s gut
die Tullnerin