
Ein utopisch anmutendes Etwas …
Bereits vor etwas mehr als drei Jahren wunderte ich mich über eine seltsame Dachkonstruktion. Eine merkwürdige weiße Kugel – platziert auf einem Dach in der Tullner Königstetter Straße. Ich konnte dieses Ding beim besten Willen nicht zuordnen. Egal, von welcher Perspektive ich es auch betrachtete.
Ich kam zum Schluss, dass es einfach ein neumodisches Zeug wäre und ich vermutlich wieder mal nicht up-to-date sei. Das ist das Ärgerliche am Älterwerden. Man verpasst immer öfter irgendwie den Anschluss in unserer schnelllebigen Zeit. Etwas beruhigt hat mich dann jedoch die Erkenntnis, dass auch meine allerliebsten Sprösslinge – mittlerweile erwachsen – in völliger Unkenntnis bezüglich dieses riesigen Dach-Golfballs waren.

Wie der Zufall so will, traf ich nun einen flüchtigen Bekannten aus Teenagerzeit wieder und wir kamen ins Gespräch. Und ich kann mein Glück kaum fassen. Das Rätsel um die Kugel ist gelöst.
Wenn einer in die Sterne schaut …
… dann kann das in Tulln nur Hilmar Ott sein. Der gelernte Wirtschaftsingenieur für Maschinenbau hat sein Interesse für die Milchstraße & Co. schon früh entdeckt. Bei einem gemütlichen Plausch im Café erzählte er mir dann ein bisschen mehr davon. Und was es mit der Kugel-Konstruktion auf seinem Dach auf sich hat.
Die Sterne faszinieren Hilmar bereits seit Kindheitstagen. Ausschlaggebend dürfte da vermutlich die Mondlandung gewesen sein, die er damals im Fernsehen sah. Während seine Oma noch ungläubig verlautete: “Wer weiß, ob das überhaupt wahr ist”, war für den Buben im Volksschulalter dieses Ereignis der Startschuss für sein liebstes Hobby.
Da sein Interesse auch während der Teenagerzeit den Sternen galt, durfte er zum 15. Geburtstag sein erstes größeres Teleskop sein eigen nennen.
Knapp vor der Matura baute Hilmar dann gemeinsam mit einem Freund ein weiteres Teleskop. Einige Zeit später schliff er auch seinen ersten astronomischen Spiegel selbst. Wieder mit Unterstützung des Freundes. Zusätzlich gab’s aber auch Hilfestellung von einem Bekannten, der am Astronomischen Institut tätig war, sowie vom TGM Wien und der Fachschule für Flugtechnik.

Das Interesse blieb ungebremst. Nur was macht man damit? Da es eine geradezu irrwitzige Idee gewesen wäre, Astronaut zu werden und auch ein Studium für Astronomie eher brotlose Aussichten bescherte, entschied sich Hilmar für eine fundierte Ausbildung. Und zwar im technischen Bereich. Nicht unbedingt die schlechteste Wahl, zudem er nun weniger technisch begabten Menschen mit deren Smartphones, PCs und Tablets ziemlich auf die Sprünge hilft – aber das ist eine andere Geschichte …
Wie so oft im Leben muss man seine Träume dann ein bisschen zur Seite schieben. Berufsausbildung, Familiengründung, Hausbau … Die üblichen Verdächtigen halt. Hilmar blieb den Sternen aber verbunden, tauscht sich mit Gleichgesinnten aus und unternimmt auch Reisen in Gebiete, die weniger “Lichtverschmutzung” aufweisen. Denn diese ist mittlerweile auch in Tulln ein großes Problem. Man sieht die Sterne einfach nicht mehr so klar, da dafür absolute Dunkelheit notwendig wäre.

Vor fünf Jahren war es dann so weit. Alle Baugenehmigungen waren eingeholt und die passende Kuppel gefunden. Nun nennt Hilmar am Dach seines Wohnhauses eine eigene kleine Sternwarte sein Eigen. Auch hat er bereits mit den Arbeiten an einem noch größeren Teleskop begonnen. Geht’s nach den Vorstellungen des Hobbyastronom, so soll es eines der größten Fernrohre zur Sternbeobachtung Österreichs werden.
Workshop Sternbilder oder Wer findet den kleinen Wagen?
Um mehr Menschen für die faszinierende Weite des Weltalls zu begeistern und vor allem auch die oft unbekannten Sternbilder zu zeigen, bot Hilmar im vergangenen Herbstsemester einen Workshop über die Volkshochschule in St. Andrä-Wördern an. Sollten sich in Tulln und Umgebung ausreichend Interessenten melden, so ist für April ein neuerlicher Workshop geplant. Vermutlich auf der Figl-Warte am Tulbinger Kogel.
Voraussetzung ist jedoch eine gewisse Spontanität der Teilnehmer, da der Workshop natürlich sehr stark vom Wetter abhängig ist. Infos dazu kann man direkt bei Ing. Hilmar Ott erfahren. Entweder telefonisch unter: 0664/313 44 87 oder Ingenieurbuero.Tulln@gmail.com

Für alle, die schon etwas”Vorglühen” wollen, bietet sich jetzt am 21.01.2019 eine totale Mondfinsternis an. Allerdings muss man dazu recht früh aus dem Bett. Etwa um 04.30 Uhr geht’s nämlich schon los. In Österreich ist der “Blutmond” bis zum Ende der Kernschattenphase um 06.44 Uhr zu sehen, dann wird es allmählich hell und somit sieht man die weiteren Phasen der Mondfinsternis nicht mehr so gut. Also raus aus den Federn und bewundert unseren Erdtrabanten. Bleibt nur zu hoffen, dass das Tullnerfeld nicht unter dicken Wolken eingebettet ist …
Liebe Grüße
die Tullnerin