Ein utopisch anmutendes Etwas …
(aktualisiert Februar 2024) – Bereits vor etwas mehr als einigen Jahren hab ich mich doch sehr über eine seltsame Dachkonstruktion gewundert. Eine merkwürdige weiße Kugel – platziert auf einem Dach in der Tullner Königstetter Straße. Egal, von welcher Perspektive ich es das Ding auch ins Visier nahm, ich hatte absolut keine Idee, was es sein könnte.
Irgendwann kam ich zum Schluss, dass das einfach nur ein neumodisches Zeug ist und ich vermutlich wieder mal nicht up-to-date bin. Das ist nämlich das Ärgerliche am Älterwerden: Man verpasst immer öfter irgendwie den Anschluss in unserer schnelllebigen Zeit.
Etwas beruhigt hat mich dann aber die Erkenntnis, dass auch meine allerliebsten Sprösslinge – mittlerweile erwachsen – null Ahnung hatten, was diesen riesigen “Dach-Golfball” betrifft.
Wie der Zufall so will, traf ich nun einen flüchtigen Bekannten aus Teenagerzeit wieder und wir kamen ins Gespräch. Und ich kann mein Glück kaum fassen. Jippie! Das Rätsel um die Kugel ist gelöst.
Wenn einer in die Sterne schaut …
… dann kann das in Tulln nur Hilmar Ott sein. Der gelernte Wirtschaftsingenieur für Maschinenbau hat sein Interesse für die Milchstraße & Co. schon früh entdeckt. Bei einem gemütlichen Plausch im Café erzählte er mir dann ein bisschen mehr davon. Und was es mit der Kugel-Konstruktion auf seinem Dach so auf sich hat.
Die Sterne faszinieren Hilmar bereits seit Kindheitstagen. Ausschlaggebend dürfte da vermutlich die Mondlandung gewesen sein, die er damals im Fernsehen sah. Während seine Oma noch ungläubig verlautete: “Wer weiß, ob das überhaupt wahr ist”, war für den Buben im Volksschulalter dieses Ereignis der Startschuss für sein liebstes Hobby.
Da das Interesse an den Sternen auch während der Teenagerzeit ungebremst vorhanden war, durfte er zum 15. Geburtstag sein erstes größeres Teleskop sein eigen nennen.
Knapp vor der Matura baute Hilmar dann gemeinsam mit einem Freund ein weiteres Teleskop. Einige Zeit später schliff er auch seinen ersten astronomischen Spiegel selbst. Wieder mit Unterstützung seines Buddies. Zusätzlich gab’s aber auch Hilfestellung von einem Bekannten, der am Astronomischen Institut tätig war, sowie vom TGM Wien und der Fachschule für Flugtechnik. Jaja – gleich und gleich gesellt sich schließlich gern …
Da es eine geradezu irrwitzige Idee gewesen wäre, Astronaut zu werden und auch ein Studium für Astronomie eher brotlose Aussichten bescherte, entschied sich Hilmar für eine fundierte Ausbildung. Und zwar im technischen Bereich. Nicht unbedingt die schlechteste Wahl im 21. Jahrhundert.
Wie so oft im Leben muss man seine Träume dann ein bisschen zur Seite schieben. Berufsausbildung, Familiengründung, Hausbau … Die üblichen Verdächtigen halt. Hilmar blieb den Sternen aber verbunden, tauscht sich mit Gleichgesinnten aus und unternimmt auch Reisen in Gebiete, die weniger “Lichtverschmutzung” aufweisen. Denn diese ist mittlerweile auch in Tulln ein großes Problem. Man sieht die Sterne einfach nicht mehr so klar, da dafür absolute Dunkelheit notwendig wäre.
Doch 2014 war es dann so weit. Damit die größeren und kleineren Sterne auch von daheim aus gut im Blick zu behalten sind, kam besagter “Riesen-Golfball” in Spiel. Alle Baugenehmigungen waren eingeholt und die passende Kuppel gefunden. Nun nennt Hilmar am Dach seines Wohnhauses eine eigene kleine Sternwarte sein Eigen. Auch hat er bereits mit den Arbeiten an einem noch größeren Teleskop begonnen. Geht’s nach den Vorstellungen des Hobbyastronom, so soll es eines der größten Fernrohre zur Sternbeobachtung Österreichs werden.
So – nun meine lieben Leser seid ihr also auch informiert und müsst euch über die große weiße Kuppe am Dach des Tullner Wohnhauses nicht mehr wundern. Und was lernen wir daraus? Jeder Traum kann verwirklicht werden, wenn man einfach nur dran bleibt …
Bemerkung am Rande: Seit Hilmar im Ruhestand ist, bietet er Workshops und Schulungen im Bereich Smartphones, PCs und Tablets an und hilft damit grad Senioren ziemlich auf die Sprünge – Falls ihr daran Interesse habt, dann meldet euch doch telefonisch unter: 0664/313 44 87 oder per Mail an: Ingenieurbuero.Tulln@gmail.com
Liebe Sternen-Grüße
die Tullnerin